Ausstellungsstück des Monats Januar

Der „Kulturverein Johann Philipp Bronner e.V.“ öffnet seine Schatztruhe

Friedrich Egermann: Rotgebeizter Glaspokal, Rubinglas geschliffen, Rocailliendekor mit Jagdmotiven und Gitteroval sowie Kugelungen, Böhmen

Ein Zeitgenosse von Johann Philipp Bronner (1792 – 1864) war der Böhme Friedrich Egermann (1777 – 1864), der zwar nicht den Weinbau erforschte, aber – genauso wie Bronner – Naturwissenschaftler und erfolgreicher Unternehmer war.

Egermann reformierte die Glastechnologie und seine Produkte werden noch heute unter der Handelsmarke „EGERMANN“ produziert und verkauft.

Friedrich Egermann kam am 5. März 1777 in Schluckenau / Nordböhmen zur Welt und entstammte deutschböhmischer Glasmachersippen. Sein Vater war Oberamtmann und Egermann wuchs – ebenso wie Bronner – im mittleren Bildungsbürgertum auf und arbeitete sich mit viel Ehrgeiz empor.

Wanderjahre

Nach Wanderjahren, die ihn unter anderem in die Porzellanhochburg Meißen führten, heiratete er schließlich unter beruflichen Gesichtspunkten eine Glashändler- und Unternehmertochter, mit deren Erbe und Mitgift er seine Geschäfte in Böhmen aufbauen und international ausweiten konnte. Zuvor war es ihm jedoch gelungen, sich mit der Zubereitung der Farben, der Art der Pinsel sowie der Technik der feinen Porzellanmalerei trotz größter Geheimhaltung bekannt zu machen. Dieses Wissen war für seine künftige Glasproduktion sehr nützlich.

Mit Hilfe seiner jüngeren Brüder, beide Glasgroßhändler, exportierte er seine Glaswaren sogar bis an den russischen Zarenhof. Als anerkannter Glasmaler, Technologe und Geschäftsmann genoss er die Früchte seines Könnens schließlich als Besitzer einer eigenen Glasraffinerie.

Die Mattierung von Milchglas (1809) mittels Malerei, das sogenannte Agatieren, perlmuttfarbenes Glas, Pastellschattierungen und die Übertragung seiner patentierten Glastechniken auch auf Spiegelrahmen brachten ihm erste große Erfolge.

Größe Erfindung enstand zufällig

1816 experimentierte er mit verschiedenen Methoden Glas zu färben, indem er dünne Schichten durch Beizen erzielte. Es folgte sein Patent der Silberbeize und die Produktion von Lithalyngläsern. Diese Glasart entstand bei seinen Versuchen quasi zufällig: Wie bei Naturhalbedelsteinen zeigte sein Lithalyinglas Streifen und Marmorierungen. Dazu kamen Medaillons und Flächen in Gelb- und Rotbeize. Dafür erhielt er 1829 das kaiserliche Privilegium und seine dekorativen Glaswaren waren stilprägend in der Empire- und frühen Biedermeierzeit.

Seine größte Erfindung war jedoch die Rotbeize, ein Zufallsfund während seines Experimentierens im Brennofen. Bestimmte Kupferverbindungen brachten nach rund 5.000 Experimenten und 16 Jahren Forschung schließlich diesen Erfolg und ab 1836 konnte Egermann das Rotbeizen in drei Schichten industriell erzeugen.

Mit Biedermeiermotiven wurden die rot gebeizten Gläser zusätzlich innerhalb einer „Rutschgravur“ mit damals stiltypischen Motiven verziert. Durch Diebstahl und Einbruch „verbreitete“ sich seine spezielle Rezeptur der Rotbeize illegal in Europa und Übersee.

Würdiger Vertreter des Biedermeier

Friedrich Egermann starb 1863/64 in der Neujahrsnacht. Sein Name blieb jedoch unter der noch heute existenten Handelsmarke „EGERMANN“ unsterblich und sein Ruhm als der „Glaspionier Böhmens“ ist auch heute noch nicht verblasst.

Ähnlich wie Johann Philipp Bronner war Egermann ein Selfmademann, Naturwissenschaftler und Unternehmer und damit würdiger Vertreter des Biedermeier und der beginnenden industriellen Revolution.