Apotheker, Naturwissenschaftler, Weinbaupionier und Rosenliebhaber
Johann Philipp Bronner wurde als Sohn des Neckargemünder Apothekers Johann Ludwig Bronner und dessen Ehefrau Gertraud am 11. Februar 1792 in Neckargemünd geboren. Johann Ludwig Bronner stammte aus Besigheim, Gertaude Bronner, geborene Kneib, aus Mannheim.
Er verbrachte als einziges Kind seiner Eltern Kindheit und Jugendzeit in Neckargemünd und erlernte schließlich den Beruf seines Vaters. Er konditionierte in verschiedenen Apotheken in Süddeutschland. Seine Studienjahre der Pharmazie, unter anderen auch in Durlach, schloss er 1815 mit einem glänzenden Examen ab.
Bronner der Apotheker
Nach dem Apotheker-Examen kam Bronner nach Wiesloch und arbeitete in der dortigen Apotheke von Friedrich Märklin. Sie befand sich damals unterhalb des evangelischen Kirchplatzes, heute „Rathausgasse“. 1816 heiratete der vierundzwanzigjährige Bronner Märklins einundzwanzigjährige Tochter Tugendfreundin (nach verschiedenen Quellen wurde sie auch Gertrud genannt). Kurze Zeit später übernahm Bronner die Apotheke seines Schwiegervaters und führte sie an verschiedenen Orten entlang der oberen Hauptstraße in Wiesloch bis zum Jahr 1858.
Aus seiner Ehe mit Tugendfreundin gingen vier Söhne hervor: Ludwig Friedrich, Carl, Christian Heinrich und Eduard.
Mit knapp 33 Jahren verstarb im Jahr 1828 Bronners Ehefrau und ein Jahr später heiratete er die Cousine der Verstorbenen, die Pfarrerstochter Elisabetha – genannt Lisette – Heddaeus aus Biebelnheim bei Alzey.
In dieser zweiten Ehe kamen weitere vier Kinder zur Welt: Elisabetha, Carolina Luisa, Johann Georg Philipp und Julius. Elisabetha und Christian Heinrich verstarben bereits kurz nach der Geburt.
Bronner der Forscher
Johann Philipp Bronner war eine äußerst aktive, dynamische und agile Persönlichkeit: Sein Leben zeigt deutlich, dass er nur wenig Zeit hinter dem Rezeptionstisch seiner Apotheke zubrachte, sondern vielmehr ausgiebig seinen naturwissenschaftlichen Studien und Sammelleidenschaften frönte.
Pflanzen und Insekten, Mineralien und Fossilien seiner Umgebung hatten sein Interesse geweckt. Auch machte er Wetteraufzeichnungen und legte Gesteins- und Schmetterlingssammlungen an, zeichnete seine Fundstücke und konservierte Pflanzen in einem Herbarium, welches mit den Schmetterlingssammlungen bis weit über die Mitte des letzten Jahrhunderts noch vorhanden war. Leider verliert sich dann die Spur seiner Sammlungen und sie gingen schließlich für Wiesloch verloren.
Erhalten geblieben sind aber seine Texte und Bücher, die als historische Neuauflagen vorliegen.
Erwerb von Ödland
Bronner kaufte im Gewann „Hässel“ (heute auf dem Gebiet des „Psychiatrischen Zentrums Nordbaden“ gelegen) für wenig Geld einen halben Morgen Ödland. Das ehemalige Bergbaugelände mit seinen Klüften und Ausbuchtungen, mit den eingestürzten Schächten, auch „Pingen“ genannt, war durch den Jahrhunderte andauernden Silber- und Blei-Erzabbau verwüstet und mit Schlacke aus deren Verhüttung stark mit Schwermetallen kontaminiert. Die Kontamination der Wüstung schuf eine ökologische Nische für eine Fülle von Pflanzen und Insekten, die Bronner zu Studien animierten.
Bronner der Weinbaufachmann
Er wurde Mitglied verschiedenster landwirtschaftlicher- und naturwissenschaftlicher Gesellschaften. 1820 wechselte Bronner schließlich seinen Beruf. Er wurde vom Apotheker zum Weinbaufachmann.
Im Gewann „Hässel“ legte er einen großen Weinberg an und war bei der Urbarmachung dieses Landes aktiv mit dabei. 1825 übernahm er die benachbarte Rebschule des Wieslocher Großbürgers Koch, der sich nun der Posthalterei und Gerberei zugewandt hatte.
Bronner studierte die Fachliteratur über Weinbau und ging mit einem umfassenden Fragenkatalog zu den Winzern in die Weinberge der Region. Bodenbearbeitung, Schnittmethoden und Rebenerziehung waren Gesichtspunkte seiner Untersuchungen. Er erkannte schnell, dass der Weinbau in Baden sehr verbesserungsbedürftig war. Der Intellektuelle Bronner schrieb das Gelesene und Gehörte in eine Vielzahl von Artikeln und in 13 Büchern nieder.
Der Markgraf wird auf Bronner aufmerksam
In der großherzoglichen Residenz zu Karlsruhe wurde man so auf den jungen Gelehrten aufmerksam. Markgraf Wilhelm von Baden unterstützte die Bestrebungen zur Verbesserung des Weinbaus im Großherzogtum. Mit dem gleichaltrigen Johann Philipp Bronner war er freundschaftlich verbunden.
Forschungsreisen durch halb Europa
Zwischen den Jahren 1830 und 1845 reiste Johann Philipp Bronner durch halb Europa. Sein Weg führte ihn nach Frankreich, in die Schweiz, nach Italien, Österreich und Ungarn, teils im Auftrag des badischen Markgrafen, teils in eigener Absicht zu Studienzwecken in Sachen Weinbau. Diese Reisen unternahm er in der Kutsche oder zu Fuß.
Bronner der Unternehmer
1831 legte Bronner in Wiesloch eine Rebschule für Wein- und Tafeltrauben an, die 1840 etwa 400 verschiedene Rebsorten mit insgesamt ungefähr 500.000 Reben umfasste. Bronner war nun zum Unternehmer geworden. Mit seinem Rebsortiment versorgte er vor allem Nordbaden mit vielen verschiedenen Sorten.
Auf sein Betreiben hin wurde in den Jahren 1836 bis 1838 im Gewann „Hässel“ und „Dachsbau“ ein Ödland von rund 100 Morgen von Wieslocher Bürgern gerodet und urbar gemacht. Die Wieslocher legten unter Bronners kundiger Anleitung ein neues Rebgelände an.
Bau der „Wilhelmshöhe“
Zu Ehren seines Freundes, dem Markgrafen Wilhelm von Baden, taufte er am 28. Mai 1838 den neuen großen Wieslocher Weinberg, von dem aus man vom Hügel herab bis in Rheinebene blicken konnte, mit einem Volksfest auf den Namen „Wilhelmshöhe“. Auf einem Aussichtspunkt setzte man eine rote Sandsteinsäule als Denkmal. Der Ort – Jahre später wurden noch sieben Winterlinden gepflanzt – ist heute noch erhalten und auch unter seinem ursprünglichen Namen „Wilhelmshöhe“ bekannt.
Ein weiterer, östlich gelegener Aussichtspunkt wurde „Sophienhöhe“ genannt. Es ist bis heute noch nicht geklärt, welcher Frau namens „Sophie“ Bronner diesen romantischen Hain gewidmet hatte.
Für seine Studien und Erkenntnisse für den badischen Weinbau wurde Bronner bereits 1836 von der Badischen Regierung der Titel „Großherzoglich-badischer Oekonomie-Rath“ verliehen.
Die Liebe zu den Rosen
Neben den Reben waren die Rosen die Lieblingspflanzen von Bronner, die er in einer sehr großen Menge als Arkaden an die Ränder seiner Weinberge pflanzte. Die Rose gilt als Indikator-Pflanze für Schädlingsbefall und Erkrankungen der Rebstöcke. Bereits 1835 hatte er in diesem Sinne Rosen angepflanzt.
Besonders in seinen letzten Lebensjahren widmete er seine Liebe den Rosen. Man sagt, er habe den Vorübergehenden aus seinem Rosengarten zugerufen und er habe ihnen auch Rosen geschenkt.
Seine Apotheken, die eine, neu errichtete in der Wieslocher Hauptstraße, und die alte, von Vater vererbte in Neckargemünd, hatte er zwei seiner Söhne, ebenfalls Apotheker, zugesprochen. Ein dritter Sohn übernahm den florierenden Weinkeller und -handel.
Rolle in der Badischen Revolution
Bronners Rolle in der Badischen Revolution ist unklar. Als Verbreiter „revolutionärer Wühlereien“ wurde er und zwei seiner Söhne zwar angezeigt und verhaftet. Doch während sein Sohn Eduard, ein Arzt, der mit Adolf Kussmaul in Heidelberg durch öffentliche Reden und der Karrikatur des „Biedermeiers“ der Obrigkeit bereits aufgefallen war, als „Landesverräter“ ohne Wiederkehr aus Baden nach England fliehen musste, konnte Bronner nach einiger Zeit zu den gewohnten Tagesgeschäften zurückkehren. Das konfiszierte Vermögen wurde ihm wiedergegeben.
Am 4. Dezember 1864 starb Johann Philipp Bronner im Alter von 74 Jahren in Wiesloch. Am 6. Dezember wurde er auf dem „Alten Friedhof“ (heute „Schillerpark“) in Wiesloch bestattet. Sein Grabstein im neugotischen Stil steht noch immer dort und zeigt sowohl die Rose als auch das Weinblatt als Symbol seines Lebens.